Die Charity Kampagne der etwas anderen Art

Werbung versucht Aufmerksamkeit zu erregen und sie ist hart umkämpft. Die Verbraucher werden an allen Ecken und Enden mit neuen Eindrücken verführt. Besonders die Kampagnen, die provokant sind, gute Laune versprechen oder tiefe Gefühle in uns wachrufen, sind die viralen Messages, die Millionen Views auf YouTube erhalten, am Meisten geteilt und retweetet werden und zum Nachdenken anregen.

Provokant sein, um zum Spenden anzuregen

Provokant sein und dadurch Gespräche anzetteln

Eine britische Charity-Kampagne hat dies kürzlich wieder gezeigt. Denn auf eine Art muss man die Aufmerksamkeit von Verbraucher und Nutzer des Internets ja erreichen. Empörung ist eine Emotion, die Reaktionen hervorruft. Das dachte sich vermutlich auch die Pilion Trust Charity, die durch ein provokantes Video diese Emotion in den Vordergrund stellt. Dabei wird mit „Fuck the Poor“ darauf verwiesen, dass man doch den Armen, Obdachlosen und sozial Schwachen keine Beachtung schenken sollte. Die Szenen darin wurden nicht inszeniert, sondern basieren auf den Reaktionen tatsächlicher Passanten.

Wir regen uns wegen einer Menge auf. Gerade dann, wenn wir Ungerechtigkeit erleben, da die Situation so unplausibel ist, dass wir nicht anders können, als zu reagieren. Sieht man sich aber das Video zu Ende an, zeigt es zum Schluss auch die Art und Weise, wie wir reagieren, wenn wir mit den üblichen Aufforderungen nach etwas Kleingeld reagieren – apathisch und fremd. Wir wollen damit nichts zu tun haben, sobald es darum geht, dass wir zum Geldbeutel greifen sollen. Wir ignorieren.

Traurig ist, dass der Aktivist, der mit „Fuck the Poor“ durch die Straßen läuft, wesentlich mehr Beachtung und Reaktion erfährt, als bei der Variante „Help the Poor“. Dies ruft trotzdem wieder in Erinnerung, was die Wahl der Worte tatsächlich alles ausmachen kann und was dadurch bewirkt werden kann.

Shitstorms bringen Reaktion und Aufmerksamkeit

Gerade durch solche Kampagnen provozieren Publisher regelrecht einen Shitstorm. Alles nur, um Zugriffszahlen zu steigern. Denn das ist es, worauf man aus ist: Auf Facebook Likes, Retweets, YouTube Views, um dadurch ins Gespräch zu kommen. Dabei ist es egal, ob dies nun positiv oder negativ ist. Es bringt auf jeden Fall zum Reden, Diskutieren und auch zum Nachdenken.

Trotzdem weiß man nicht, wie die Mehrheit reagieren wird oder ob überhaupt ein Shitstorm aus einer viralen Kampagne resultiert. Denn das erkennt man meist erst im Nachhinein. Es beginnt mit einer Idee, die eine Geschichte erzählt und Emotionen hervorruft. Im Hintergrund wird auf bestimmte Probleme hingewiesen, die wir in unserer Gesellschaft haben und die wir dennoch gekonnt ignorieren.

Dies hat Pilion Trust clever umgesetzt. Viele andere Sites griffen das Thema auf, in den Social Media Plattformen wurde das Hashtag #fuckthepoor eingeweiht und ermöglichte die massive Verbreitung. Inzwischen weist der YouTube Clip 4.3 Millionen Views auf.

Bildquelle: stevendepolo / Foter / Creative Commons Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)

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